JUNI / JULI: Weinfeste | Portugieser | Pflanzenschutz

Zwei Monate voller Weinfeste und anderer Veranstaltungen liegen hinter uns. Erdbeerfest in Mainz-Gonsenheim, Weinfest im Kurpark in Braunfels, Weinfest am Scharmützelsee in Bad Saarow, Sommernachtsweinfest in Wetzlar – überall hier waren wir für Euch unterwegs. Dabei immer ein Gesprächsstarter: unsere beiden Grauburgunder, trocken und feinherb! Wieso das? Wegen ihrer außergewöhnlichen Farbgebung! Der Grauburgunder ist ein Weißwein, steht in unserem Fall aber rötlich-kupferfarben im Glas. Genauso sehen nämlich auch die Trauben des Grauburgunders aus. Durch etwas Maischestandzeit, also das „Einwirken lassen“ der kompletten Trauben (Saft, Schalen und Kerne) zwischen der Lese und dem Keltern kann viel mehr Farbe in den Saft übergehen. Alternativ könnte man die Trauben sofort auspressen und so einen helleren und schlankeren Wein erzeugen. In unserem Fall standen die Grauburgunder jeweils 12 Stunden auf der Maische – genug Zeit für den Saft, um Farbe, Aroma und Gerbstoffe aus den Schalen zu lösen. Probieren geht über Studieren!

Pünktlich zu Beginn der Grillsaison haben wir außerdem einen brandneuen Rotwein für Euch rausgebracht! Tims Portugieser trocken im neuen Design hat seinen Platz in unserer Vinum Unikum-Linie gefunden – zurecht! Ein wunderbar ausgewogener Rotwein, fruchtig und doch komplex, trocken aber nicht pelzig. Er passt leicht gekühlt zum Grillabend und etwas temperierter auch zum deftigen Sonntagsbraten. Herrlich! Kleine Anekdote zum Wein: Die eingefleischten Weingut Bischmann-Fans unter Euch kennen den Portugieser bei uns als lieblichen Alltagswein, und so sollte auch dieser seinen Weg in die Literflasche finden. Beim Checken der Werte im Labor, also Zucker, Alkohol, Säure etc. dann die Überraschung: Im Feld für Bemerkungen wurde vom Tester eingetragen: „gute Farbe, komplexer Wein“ Warum das so unerwartet war? Normalerweise beschränkt sich das Labor auf knappe, sachliche Rückmeldungen, wie: „Wein ist sensorisch ok.“ Der Portugieser ist also regelrecht in den Himmel gelobt worden. Tim hat sich kurzerhand ein Barrique voll abgezwackt und ihn hier liebevoll umsorgt und weiter reifen lassen. Vom Ergebnis könnt Ihr euch ab sofort selbst überzeugen!

Tim ist neben seiner Arbeit im Weingut seit einem Jahr mit der Weiterbildung zum Weinbau-Techniker beschäftigt. Der Techniker ist vergleichbar mit dem Meistertitel und im Weinbau als Vollzeit-Weiterbildung angelegt. Das hieß für Tim: Morgens von Wintersheim nach Bad Kreuznach, Schule bis in den Nachmittag, wieder nach Hause und auf den Traktor, in den Keller oder ins Büro. Zwischendurch noch Zeit für Freunde, Hobbys und Ehrenämter zu schaffen war nicht immer einfach. Umso stolzer (und erleichterter) waren wir alle am Tag der Abschlussfeier im Juli.

Für den Pflanzenschutz, der im Juni und Juli seinen Höhepunkt erreicht, ist Tim seit ein paar Jahren hauptverantwortlich. Zu Beginn der Saison mussten die Behandlungen, also das was man als „Spritzen“ bezeichnet, in die Nacht verlegt werden, weil es tagsüber zu heiß war. Das kann bei den Reben zu Verbrennungen führen. Für eine Runde durch alle unsere Weinberge braucht man ca. 14 Stunden – das bedeutet lange Arbeitstage (und Nächte)! Wegen des trockenen Wetters zu Anfang des Sommers war der Druck durch Mehltau sehr hoch, weswegen die Abstände der Spritzungen geringer war als im letzten Jahr. Im Bio-Weinbau wirken die Spritzmittel außerdem nicht systemisch, sie dringen also nicht in die Rebe ein. Vielmehr sind sie als Prophylaxe gedacht und bilden einen äußeren Schutzbelag auf der Pflanze. Dieser ist Wind und Wetter ausgesetzt und muss daher oft erneuert werden. So kommt es auch, dass im Bio-Weinbau häufiger gespritzt wird, als im konventionellen, bei uns sind es dieses Jahr beispielsweise 14 Durchgänge. Gängige Pflanzenschutzmittel sind Backpulver und Schwefel gegen echten Mehltau oder auch das häufig diskutierte Kupfer gegen den falschen Mehltau. Der war in dieser Saison fast kein Thema, weshalb wir in den letzten vier Spritzungen ganz ohne Kupfer ausgekommen sind. Wichtig für die Traubengesundheit sind aber auch andere Faktoren, wie zum Beispiel eine ausgedünnte und gut belüftete Laubwand, um Pilzbefall vorzubeugen. Ein weiterer zukunftsweisender Weg, um Pflanzenschutzmittel generell einzusparen: Zukunftsweine pflanzen! Diese Reben sind widerstandsfähig, vor allem gegen die beiden Mehltau-Arten und brauchen daher nicht so viel Schutz von außen. Die Widerstandsfähigkeit kommt von der Art der Kreuzung: Die neuen Rebsorten sind immer aus einer europäischen Rebe für den guten Geschmack und einer amerikanischen Rebe für die Resistenz gezüchtet. Sie tragen Namen wie Cabernet Blanc, Sauvignac, Helios, Souvignier Gris oder Calardis Blanc. Wir haben bereits 25% unserer Rebfläche mit Zukunftsweinen bestockt, weitere werden folgen. Da ein Weinberg in der Regel aber mindestens 25 Jahre besteht, ist das natürlich ein langwieriger Prozess. Mehr über Zukunftsweine erfahrt Ihr hier: www.zukunftsweine.de

Im nächsten Blog können wir Euch vielleicht schon einen kleinen Ausblick auf den Jahrgang 2023 geben, bleibt also wie immer dran!

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